Wenn Sie bei sich Bindungsangst oder Verlustangst vermuten

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Test / Fragen : Habe ich Bindungsangst oder Verlustangst ?

Wenn Sie bei sich oder Ihrem Partner Bindungsangst, Beziehungsangst oder Verlustangst vermuten, können Ihnen zur ersten Abklärung die folgenden Fragen helfen. Nicht alle Verhaltensmuster oder Symptome müssen auftreten! Es können – je nach Bindungs- oder Verlustangstbereich – wenige oder auch mehrere Merkmale auftreten.

  • Laufen Ihre Beziehungen und das Kennenlernen einer Person so ab, dass Sie innerhalb kurzer Zeit bereits Zweifel an „der Richtigkeit“ Ihres Partners haben?
  • Suchen Sie sich Ihre Partner hauptsächlich übers Internet (Singlebörsen, Affärenportale, Partnervermittlungen)?
  • Ghosting : Sind Sie in Online Dating Foren aktiv und treten nach der Kontaktaufnahme und einem anfägnlichen Nachrichtenaustausch oder nach 2 – 3 Treffen den Rückzug an? Praktizieren Sie anschließend absoluten Kontaktabbruch und Reaktionsverweigerung?
  • Ghosting: Treffen Sie wiederholt auf Menschen in Online Foren, die nach anfänglichem Interesse den totalen Rückzug antreten und nicht wieder auffindbar sind?
  • Ist die Phase der ersten Verliebtheit bereits nach 3-6 Monaten (oder früher) vorüber?
  • Verlieben Sie sich in Menschen, die unerreichbar sind?
  • Kommen anschließend oder währenddessen Momente auf, in denen Sie den/die Partner/in als unvollständig oder fehlerhaft empfinden?
  • Sind Sie eifersüchtig?
  • Hinterfragen Sie in Ihrer Eifersucht Ihren Partner oder kontrollieren Sie Ihren Partner?
  • Haben Sie große Sorge Ihren Partner zu verlieren und beenden Sie Ihre Beziehung deshalb vorzeitig?
  • Vermeiden Sie es, mit dem Partner zusammen zu ziehen oder stört Sie das Wort „Beziehung“?
  • Gehen Sie fremd oder benötigen Sie die Anerkennung von anderen Frauen/Männern?
  • Verlieren Sie das Interesse am Partner, sobald Sie mit ihm/ihr zusammen gekommen sind oder die Möglichkeit besteht, dass Sie den/die andere/n „haben können“?
  • Führen Sie lieber Fernbeziehungen?
  • Dauern Ihre Beziehungen in der Regel zwischen 3 Monaten bis zu 3 Jahren? Oder sind Sie zwar seit längerer Zeit verheiratet/gebunden, entziehen sich aber regelmäßig dieser Beziehung?
  • Wenn Sie verheiratet sind: Ist Ihre Beziehung mehr Kampf, als ein liebe- und verständnisvolles Miteinander?
  • Wenn Sie fest gebunden sind: Führen Sie eine On-Off-Beziehung?
  • Fällt es Ihnen schwer, sich Ihren Gefühlen zu öffnen und den Partner daran teilhaben zu lassen?
  • Entziehen Sie sich in Ihren Beziehungen dem Partner…

… indem sie z.B. viel arbeiten (bis spät abends und an den Wochenenden)?

… indem Sie in einer anderen Stadt arbeiten und Sie dies als Begründung nehmen, dass Sie nicht regelmäßig zuhause sein können?

… indem Sie möglichst jede freie Minute mit Sport, anderen Aktivitäten oder Freunden verbringen, anstatt Zeit alleine mit Ihrem Partner zu verbringen?

… indem Sie abends länger aufbleiben als Ihr Partner, damit Sie nicht gemeinsam ins Bett gehen müssen?

… indem Sie wahre Nähe lieber durch Sex ersetzen?

… indem Sie fremdgehen?

… indem Sie regelmäßig Alkohol o.ä. konsumieren, wenn Sie mit Ihrem Partner zusammen sind, um sich entspannen zu können?

… indem Sie in (bzw. danach) Zeiten von Nähe und Harmonie regelmäßig Streitereien provozieren, um etwas Distanz in die entstandene Nähe zu bringen?

… indem Sie lügen, um den Partner nicht sehen zu müssen oder sich nicht einlassen zu müssen?

… indem Sie mit gefühlvoll geschriebenen Texten (z.B. WhatsApp), darüber hinweg zu täuschen versuchen, dass Sie eigentlich nicht fühlen können, was andere fühlen oder für ein „normales“ Gefühl halten?

  • Passt das, was Sie in Ihrer Anwesenheit geben können, nicht zu dem, was Sie in Ihren Textnachrichten schreiben?
  • Haben Sie Angst, dass Ihr Partner eines Tages entdeckt, wie Sie „wirklich“ sind?
  • Löst Nähe bei Ihnen eines oder mehrere der folgenden körperlichen Symptome aus? :

… Unruhe

… Unsicherheit

… Kopfschmerz

… Magen- Darm- Beschwerden

… Kurzatmigkeit

… Schwitzen (Hände, Rücken, Achseln)

… Beklemmungsgefühl beim Atmen

… regelmäßig wiederkehrende Infekte (erhöhte Infektanfälligkeit)

 

Bindungsangst hat unterschiedliche Ausprägungen und zeigt sich in vielfältigen Verhaltensmustern und Handlungsweisen. Ursächlich ist, dass die Betroffenen in den ersten acht  Jahren ihres Lebens keine oder nur eine instabile Bindung zu einer Bezugsperson erfahren hat oder gar frühtraumatisiert ist. So z.B. häufig bei dem sog. „Krippentrauma“ der heutigen Erwachsenen aus der ehemaligen DDR zu beobachten, die mitunter – erst wenige Wochen alt – zur Tagesbetreuung in eine Krippe gegeben worden sind.  In einigen Fällen kann die Bindungsangst auch in einem späteren Zeitraum des Heranwachsens entstanden sein, so z.B. durch den Verlust der einzigen Bezugsperson. Auch Krankenhausaufenthalte von Säuglingen und Kleinkindern, die in dieser Zeit weder Mutter noch Vater in der Nähe hatten, kann zu Bindungsangst führen. Des weiteren der Missbrauch (meist durch die Mutter) des Betroffenen, z.B. als Gesprächspartner für Angelegenheiten, die Kinder regelmäßig überfordern und welche von der Mutter nicht mit der eigentlichen Person (z.B. Vater) geklärt werden.

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Der Wunsch und die Sehnsucht nach Beziehung und Bindung ist durchaus vorhanden, aber Bindungsangst Betroffene wissen nicht, wie sie die dabei entstehenden Gefühle richtig kanalisieren, bzw. überhaupt einen guten Zugang zu ihren Gefühlen herstellen können. Sie nehmen sich und ihre Person eher verzerrt wahr und haben dadurch ein „schräges“ Bild von sich.

 

 

 

 

Beziehungsvermeidung Hier ist der Begriff zunächst einmal irreführend, denn Menschen, die Beziehungen vermeiden, treten nicht immer die Flucht an, bevor eine Beziehung überhaupt entsteht. Auch Menschen, die eine Beziehung führen, können Beziehungsvermeidung praktizieren.

So ist also zunächst einmal die Gruppe von Menschen vorhanden, die fluchtartig das Weite sucht, wenn eine andere Person zu nahe kommt oder gar eine Beziehung möchte. Diese Gruppe von Beziehungsvermeidern kann den Schritt in eine Beziehung nicht gehen. Dabei zeigen sie Verhaltensweisen wie z.B. Rückzug, Flucht, Entziehung, Kontaktverweigerung.

Darüber hinaus gibt es eine weitere Gruppe von Menschen, die sich  zwar einer Beziehung befindet, diese jedoch inoffiziell hält, wie z.B. Affären oder Zweitbeziehungen. Sobald der/die Partner/in die Beziehung offiziell und für alle anderen Menschen sichtbar gestalten möchte, entzieht sich der Bindungsvermeider. Diese Gruppe weist – wie alle Bindungsangst Betroffenen und -vermeider – ein instabiles Selbstwertgefühl auf und hat große Angst verlassen zu werden. Diese Angst verlassen zu werden, ist ein weiterer Grund, die Beziehung nicht offiziell zu führen. Einerseits, weil die Betroffenen hoffen, dass sie der Verlust dann weniger hart trifft und andererseits, um nicht von ihrem Umfeld bemitleidet oder verspottet zu werden.

Eine dritte Gruppe von Beziehungsvermeidern. Sie zeigen praktizieren häufig das sog. Ghosting. Dabei handelt es sich um Menschen, die sich in online Dating Foren aufhalten und nach zwei bis drei Dates plötzlich verschwinden. Sie gehen völlig aus dem Kontakt, reagieren auf keine Nachricht und auf keinen Anruf. In den meisten Fällen bleiben sie – wie ein Geist, der aus dem Nichts kam und wieder dorthin verschwindet – fort.

Darüber hinaus gibt es noch eine weitere Gruppe von Beziehungsvermeidern. Diese Betroffenen weisen zum Beispiel Verlustängste (mit Eifersucht und Kontrollmechanismen) oder Co-Abhängigkeitssymptome auf. Diese Menschen scheinen zunächst einmal Beziehungen zu suchen und führen zu wollen. Auch diese Gruppe weist die Angst auf, dass der Partner/in sie eines Tages verlässt. Sie wählen allerdings Partner, die ebenfalls unter Bindungsangst (evtl. eine andere Form, s. oben) leiden und mithin für eine normale, gesunde Partnerschaft gar nicht in betracht kommen oder sie wählen solche Partner, die andere psychische Probleme aufweise; also „Hilfe“ benötigen, worauf ein Co-Abhängiger gerne anspringt . Das sog. „Helfersyndrom“ fällt entsprechend in den Bereich der Co-Abhängigkeit (s. Menüleiste) und Beziehungsvermeidung. Vermeidung deshalb, weil der gewählte Partner völlig ungeeignet ist, um eine gesunde Beziehung zu führen oder gar mit den Gefühlen konfrontiert zu werden, die in gesunden, liebevollen und fürsorglichen Partnerschaften automatisch entstehen. Somit vermeidet diese Gruppe der Beziehungsvermeider eine gute, gesunde Beziehung zu führen und mit Gefühlen umgehen zu müssen, vor denen ALLE bindungsängstlichen Personen fliehen. Diese Form der Beziehungswahl und – führung kann auch als „passive“ Bindungsangst bezeichnet werden. Wobei ich denke, dass es „passiv“ nicht gibt. Jeder Mensch, der in eine ungesunde Beziehungsform geht, trifft eine aktive Entscheidung. Auch dann, wenn er sich innerhalb der Beziehung scheinbar passiv benimmt. Denn auch die Wahl, ob ich innerhalb einer Beziehung aktiv daran arbeite, dass der Partner mich verlässt oder hinnehme, wie die Beziehung geführt wird, ist eine aktive Entscheidung.

Entstehung: Beziehungsvermeidung entsteht dort, wo die Menschen sich zwar binden können, diese Bindung und daraus entstehende Nähe jedoch als völlige Überforderung erleben. Dies betrifft zumeist Personen, welche in einem Elternhaus aufgewachsen sind, das sie für die Gefühle der Eltern (Großeltern, Nachbarn, Geschwister etc.) verantwortlich gemacht hat (dies führt zur sog. Co-Abhängigkeit). Diese Kinder haben erfahren, dass sie grundsätzlich für die Gefühle anderer Menschen verantwortlich sind, was regelmäßig zur absoluten Überforderung (bis hin zur Depression/Burnout) führt. Eine weitere Erfahrung, die Beziehungsvermeider verinnerlicht haben ist, dass sie Liebe, Zuneigung und Fürsorge als nicht verlässlich und instabile Zuwendung erfahren haben. Eng verknüpft an Bedingungen, wurde ihnen das alles erst zuteil – oft nur in kleinen Aufmerksamkeitsmengen – , wenn sie als Kind im Sinne der Bezugsperson/en  „funktioniert“ haben. Diese Kinder konnten keine richtige eigene Identität entwickeln und passen sich der Umgebung mühelos an. Eigene Beziehungen führen sie allerdings zumeist so, wie sie es im Elternhaus erfahren haben: Liebe und Aufmerksamkeit werden unter Bedingungen gestellt. Dies führt ebenfalls zu regelmäßiger Überforderung.  Um dieser zu entgehen, vermeiden die Betroffenen schlichtweg Beziehungen und entziehen sich sobald es geht. Wobei Loslassen diesen Menschen klassischerweise recht schwer fällt.

Sowohl Bindungsvermeider, als auch Bindungsangstbetroffene weisen ein instabiles Selbstwertgefühl auf. Dieses nimmt die Außenwelt zunächst gar nicht wahr, da die Betroffenen mitunter ein souveränes Auftreten bei völliger innerer Unsicherheit aufweisen. Beide sind oft sehr erfolgreich im beruflichen Leben und definieren sich gerne über Leistung. Sie sind auch gerne in sozialen Berufen (z.B. Krankenschwester, Pfleger, Arzthelferin, Lehrer, Therapeuten, Coaches) engagiert. Einige von ihnen leben sozial zurück gezogen, während anderen wichtig ist, möglichst viele soziale Kontakte zu haben, um nicht „andersartig“ zu wirken.

Bindungsangstbetroffene und Beziehungsvermeider brechen jedoch keineswegs immer aus Beziehungen aus. Die sogenenannten „passiven Vermeider oder Ängstler“ warten regelrecht darauf, dass der andere die Beziehung beendet oder eine Entscheidung trifft, die das Selbstbild des Betroffenen letztendlich bestärkt. Beide Formen von Betroffenen können verheiratet sein und Kinder haben. Die Frage ist dann, wie gesund diese Beziehungen geführt werden?